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Erste Schritte zum Aufbau einer Hörgeräteversorgung

Neben den großen, teilweise lebensgefährlichen und auf jeden Fall immer sehr beeindruckenden Erkrankungen, die Tumoren und Entzündungen im Kopf- und Halsbereich hervorrufen, stehen andere Erkrankung ein wenig Abseits und im Schatten…obwohl sie für Patienten eine erhebliche Beeinträchtigung bedeuten!
Eine solche Erkrankung sind die Hörstörungen. Während chronische Entzündungen des Mittelohrs als eine der Ursachen einer solchen Hörstörung durch uns gut chirurgisch versorgt werden können hat die überwiegende Mehrzahl der Patienten Hörstörungen, welche (im weitesten Sinne) auf Erkrankungen des Innenohrs zurückgehen.
Dabei sind hier nicht nur die auch bei uns in Europa typischen „Alterschwerhörigkeiten“ häufig, sondern es sind gerade junge Menschen betroffen. Es gibt keinen umfassenden Untersuchungen zu diesem Thema, auffällig ist jedoch, dass solche „Innenohrschwerhörigkeiten“ häufig nach Infektionskrankheiten auftreten.
So ist in Kamerun immer noch die Meningitis endemisch, eine lebensbedrohliche Erkrankung, welche nicht selten mit bleibenden Nervenschäden abheilt, unter anderem des Hörorgans. Auch die durch Mumps ausgelöste Meningitis ist bekannt für bleibende Hörstörungen nach Ausheilung. Im Gegensatz zu Europa wird in Kamerun nicht regelhaft gegen Mumps geimpft.
Und natürlich darf die allgegenwärtige Malaria nicht vergessen werden. Als Komplikationen, besonders bei Kinder, treten Gehirnentzündung und Hirnhautentzündungen auf, welche zu Hörstörungen führen.
Neben diesen Infektionserkrankungen gehört jedoch auch die recht sorglose Behandlung mit Antibiotika zu den Ursachen von Hörstörungen. Von vielen Antibiotika und Malariamedikamenten ist ein Nervenschaden als Nebenwirkung lange bekannt, trotzdem wird auf die Erkennung dieser möglichen Nebenwirkung in Kamerun kein Wert gelegt.
Aus all dem ergibt sich, dass Patienten mit Hörstörungen einen nicht geringen Anteil der Patienten in unserer Sprechstunde ausmachen.
Und diesen Patienten ist in Kamerun bisher kaum zu helfen.
Im gesamten Norden mit etwa 10 Millionen Einwohnern gibt es nur eine einzige Institution, welche sich um Schwerhörige kümmert. Die „Fondation Bethleem“ einer italienischen katholischen Mission in Mouda, in der Nähe von Maroua, kümmert sich seit vielen Jahren hingebungsvoll um hörgeschädigte Kinder, einschließlich einer Hörgeräteversorgung. Aber alle älteren Patienten bleiben unversorgt.
Unser Versuch, diese Patienten zu einem der wenigen sogenannten „Akustiker“ in Yaounde zu schicken endete frustrierend. Die Patienten erhielten teure Markenhörgeräte, wie sie auch in Europa verfügbar sind, für einen nahezu unbezahlbaren Preis. Aber diese Geräte waren mit erbärmlich gefertigten Passstücken für den Gehörgang ausgestattet und in der Werkseinstellung den Patienten übergeben worden. In der Konsequenz hatten alle Patienten ein im Grundsatz gutes, jedoch im Einzelfall unbrauchbares Hörgerät für viel Geld gekauft.
Im wissen um die Komplexheit einer angemessenen Hörgeräteversorgung entschieden wir uns zu Beginn des Jahres daher dafür, einige Patienten mit einfachen sogenannten „Hörhilfen“ auszustatten.
Ziel war es zu erproben ob wir mit diesen einfachen und vor allen preislich erschwinglichen Geräten eine den Gegebenheiten des Landes angemessene Versorgung erzielen können.
Nachdem wir 10 Patienten mit solchen einfachen, digitalen Hörverstärkern versorgt haben zeigt sich dieser Ansatz als überaus erfolgreich. Alle versorgten Paten waren auch bei einer einer Kontrolle nach 6 Monaten noch sehr zufrieden mit der Versorgung und benutzten die Geräte praktisch täglich. Eines der Geräte war defekt und wurde von uns durch ein neues Gerät ersetzt.
Wir werden also im nächsten Jahr diese Geräte zum Selbstkostenpreis (ca 70 €) anbieten und weiter Erfahrungen damit sammeln. Lanngfristig bleibt es weiter das Ziel, neben dieser einfachen auch eine hochwertige Hörgeräteversorgung aufzubauen.

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