Autor: Max Leßle

NEUIGKEITEN ZU BLANDINE

Vor 14 Tagen hat Blandine das CT von Hals und Lunge bekommen, bereits aus Spenden bezahlt. Dabei hat sich gezeigt, dass der Ursprung der Halsmetastasen nicht wie zunächst vermutet in der Rachenmandel liegt sondern im Nasenrachen. Daraufhin haben wir vor einer Woche eine neue Spiegelung gemacht, und tatsächlich, im Vergleich zu unserer Untersuchung im Februar diesen Jahres sieht man jetzt eine Geschwulst im Nasenrachen, welche sich schnell ausdehnt. Auch die Halslymphknoten sind größer geworden und bereiten immer mehr Schmerzen. Zum Glück haben wir noch einen Vorrat an starken Schmerzmitteln in Ngaoundéré, mit denen wir das in den Griff kriegen.

Wie geht es jetzt weiter:

Wir haben jetzt das sogenannte „staging“ abgeschlossen. Dies dient der sicheren Einordnung des Tumors, um in Anlehnung an bestehende Standards die beste Behandlung zu finden. Für Blandine bedeutet dies, dass eine Operation nicht in Frage kommt. Die Therapie der Wahl ist eine primäre kombinierte Radio- Chemotherapie.

Und da gibt es tatsächlich nur eine einzige Klinik in ganz Kamerun, in der diese Behandlung durchgeführt werden kann: Das Cameroon Oncology Center in Douala. Wir haben mit diesem Kontakt aufgenommen, alle Befunde dorthin geschickt und die ersten Termine gemacht. Nächste Woche, ab dem 22. Mai 2022, macht sich Blandine auf die Reise.

Natürlich ist das alles einfach erzählt, aber in Wirklichkeit unglaublich kompliziert. Blandine ist Minderjährig, darf nicht alleine reisen. Ihre Schwester hat leider keinen Personalausweis (wir versuchen das zu organisieren, aber es fehlt die Geburtsurkunde), also kann sie nicht reisen. Deshalb wird wohl unsere Sekretärin Mme Veronique sich mit ihr auf den Weg machen. Das bedeutet, 14 Stunden mit dem Zug von Ngaoundéré nach Yaounde, dort am selben Tag noch mit dem Bus nach Douala, weitere 5 Stunden. Am nächsten Tag dann zur Klinik um die Aufnahme zu regeln. Da Krankenhäuser in Afrika nur die Behandlung und Spezielle Pflege, aber nicht die Allgemeine Pflege (Waschen, Bettwäsche etc.) stellen und auch keine Verpflegung, suchen wir gerade eine vertrauensvolle Person in Douala die Französisch und Fulfulde spricht und diese Unterstützung bieten kann. Und dann werden wir mal sehen was da noch auf uns zukommt.

Spenden für Blandine

HNO für Kamerun e.V.
IBAN: DE 0783 0654 0800 0484 1093

zu überweisen. Wenn eine Absenderadresse angegeben wird, versenden wir automatisch eine Spendenbescheinigung.

 

Ein riesiges DANKE SCHÖN an alle Spender, die bisher die Behandlung für Blandine unterstützt haben:

Anne, Kai, Christian, Anneke, Janina, Niklas, Fabian, Jan, Taban, Claudia, Lena, Julia, Harry, Inge, Rümeysa, Mirija, Melanie, Karsten, Werner, Karl-Heinz, Eva, Hans-Herbert, Mario, Angelika, Rolf, Renate, Elke, Heike, Hans-Peter, Susanne, Jens, und gaaanz viele kleine Spenden, die Elke gesammelt hat!

DAS IST BLANDINE

BlandineBlandine ist 15 Jahre alt. Sie lebt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Poli, einer Kleinstadt in der Provinz Nord in Kamerun.
Sie lebt mit ihrer älteren Schwester bei einer Tante. Ihre Mutter ist vor einigen Jahren verstorben, der Vater hat die Familie bereits vor vielen Jahren verlassen. Die Familie lebt von Subsistenz- Landwirtschaft und vom Verkauf von handwerklichen Erzeugnissen auf den lokalen Märkten. Das Familieneinkommen beträgt etwa 80 Euro pro Monat. Das reicht im allgemeinen für eine tägliche warme Mahlzeit, aber schon nicht mehr für das Schulgeld für alle Kinder. Blandine hat etwa 6 Jahre die Schule besucht, spricht aber neben Gbaya und Fulfulde nur wenig Französisch. Seit sie mit dem Umzug zu ihrer Tante die Schule verlassen hat arbeitet sie im Haushalt und auf dem Hof der Familie mit.
Sie war bis zum Januar 2022 immer gesund, von einigen Episoden Malaria abgesehen. Im Januar bemerkte sie dann erstmals nicht schmerzhafte Knoten an der linken Halsseite.
Darauf hin folgte eine Odyssee durch die Gesundheitseinrichtungen der ländlichen Region. Richtige Untersuchungen wurden nie durchgeführt, statt dessen wurden wiederholt die verschiedensten Antibiotika verabreicht, ohne jeden Erfolg. Im Februar 2022 machte sie sich dann mit ihrer Schwester auf den Weg nach Ngaoundéré, wo ein entfernter Verwandter ihrer Mutter im Hôpital Protestant als Hilfspfleger arbeitet. Hier kam sie dann völlig mittellos an einem der letzten Tage unseres letzten Einsatzes im Frühjahr 2022 an. Wir führten, finanziert über unseren Sozialfonds, eine Röntgenuntersuchung der Lunge und eine Ultraschalluntersuchung des Halses durch. Es bestand, wie so häufig im Lande, der Verdacht auf eine Tuberkulose als Ursache der Lymphknotenschwellung. Als mögliche andere Ursache zogen wir ein Lymphom (Lymphdrüsenkrebs) in Betracht. Also führten wir noch am Abreisetag eine Biopsie durch und ließen das Material, nachdem es im Hôpital Ngaoubela aufgearbeitet worden war, nach Österreich. Hier führt eine Pathologin für unsere Patienten histologische Untersuchungen umsonst an.
Erschrocken mussten wir dann den Befund zur Kenntnis nehmen, dass die geschwollenen Lymphknoten mit hoher Wahrscheinlichkeit Metastasen eines Karzinoms der Rachenmandel sind!
Die Behandlung dieser Krebserkrankung ist schwierig und fordert, um überhaupt Erfolg zu haben, aufwendige Maßnahmen wie weitere Diagnostik (Computertomografie) und anschließend Operation und Bestrahlung. Die Computertomografie kann noch aus unserem Sozialfonds bezahlt werden, die Operation werden wir im Mai 2022 umsonst durchführen. Aber für die unerlässliche anschließende Bestrahlung benötigen wir finanzielle Unterstützung. Diese Behandlung kann nur in Douala im Süden Kameruns durchgeführt werden.
Zusammen mit den Kosten für die Reise und die Unterkunft müssen wir mit 4000 Euro rechnen. Wir hoffen diesen Betrag durch Spenden aufbringen zu können. Spenden bitten wir unter dem Stichwort „Blandine“ auf das Konto unseres Vereins:

HNO für Kamerun e.V.
IBAN: DE 0783 0654 0800 0484 1093

zu überweisen. Wenn eine Absenderadresse angegeben wird, versenden wir automatisch eine Spendenbescheinigung.

Bericht und Rückblick auf das erste Halbjahr 2016

Im Sommer, Anfang Mai, beginnt wieder die Regenzeit im Norden Kameruns. Das ist die Zeit für die Landbevölkerung, in der gesät und , wenn möglich, die beiden Ernten des Jahres eingebracht werden müssen. Wenn der Regen lange anhält, bis in den September hinein, verspricht das ein gutes Jahr und reiche Erträge. Auch für die Viehwirtschaft ist eine lange Regenzeit wichtig, das Gras wächst dann hoch und stark und bietet auch über die lange Trockenzeit noch ausreichend Futter für Rinder, Schafe und Ziegen.

Für unser Projekt bedeutet die Regenzeit dagegen den Übergang in eine ruhiger Phase: Unsere Reisen zu den Partner- Krankenhäusern und Missionsstationen werden wegen der zunehmend verschlammten Pisten immer mühsamer, bis dann schließlich ab Ende Juli außerhalb von befestigten Straßen kaum noch ein Durchkommen ist. Das schränkt aber nicht nur uns ein, sondern auch unsere Patienten. Zunächst fahren keine Mini- Busse mehr außerhalb der geteerten Straßen, dann keine Taxis und im September ist selbst für Motorräder Schluss. Außerdem wird auf den Feldern jetzt jede Hand gebraucht, Keiner hat Zeit, ins Hospital zu reisen, wenn es nicht irgendwie aufschiebbar ist.

Für uns ist das also die Zeit, zurückzublicken, Bilanz zu ziehen, unser Material zu ordnen und schließlich auch wieder einmal nach Deutschland zu fliegen, um Urlaub zu machen und natürlich auch um Spender zu besuchen, Bericht zu erstatten, Vorträge zu halten und neues Material für den Rest des Jahres einzukaufen. Denn Mitte August geht die Reise wieder zurück, damit zum Ende der Regenzeit alles bereit ist für die nächsten Patienten!
Die Bilanz unserer Arbeit, in nackten Zahlen, ist sehr erfreulich: die Zahl der ambulanten und stationären Patienten nimmt weiter zu! Von Februar bis März 2016 haben wir 811 neue Patienten in Ngaoundéré, Tibati und Garoua Boulai gesehen. 278 Operationen wurden im neuen OP- Trakt des Hôpital Protestant durchgeführt, dazu unzählige kleine Eingriffe in der Ambulanz. In der Audiometrie wurden 96 Kinder auf Hörstörungen untersucht und entweder zur Hörgeräteversorgung an die Mission „Bethleem“ in Mouda weiterverwiesen oder einer Hörgeschädigtenschule in Ngaoundéré empfohlen.

Mit dem Baptistischen Hospital in Mbingo im Nordwesten haben wir ein Abkommen treffen können, um die Behandlung von Patienten mit Ameloblastomen (gutartige Geschwulste am Kiefer) sicher stellen zu können. Wir werden diese Patienten in unser Programm zur kostenlosen chirurgischen Versorgung aufnehmen können und ihnen auch eine Unterstützung für die Reisekosten von Mbingo nach Ngaoundéré zukommen lassen – Mbingo ist schließlich mindestens zwei Tagesreisen entfernt!

In der Zusammenarbeit mit „Hamami – Schenk Lächeln e.V.“ wurden 4 Noma- Patienten operiert, die im Rahmen einer Kampagne für die Operationen an Lippen- Kiefer- Gaumenspalten aufgenommen wurden. Ebenfalls mit Hamami konnten wir 25 Patienten mit großen Kröpfen operieren. Hier ist eine langfristige Zusammenarbeit in Planung, mit der ein Ausbildungsprogramm für solche Operationen etabliert werden soll. Wir hoffen, dass wir noch diesem Jahr beginnen können!

Daneben haben wir eine HNO- Arzt des Regionalkrankenhauses für eine Ausbildung in endoskopischer Nasennebenhöhlen- Chirurgie gewinnen können. Im September sind hier die ersten Operationen geplant. Ein weiterer Kollege aus Douala hat Interesse bekundet, in die Chirurgie der Mittelohrerkrankungen eingeführt zu werden. Leider fehlt es unserem OP- Mikroskop noch an einem sog. „Spion“ oder einer Video- Kamera, um effektiv Ausbildung betreiben zu können.

Fürs erste aber wieder einmal ein großes Dankeschön an alle Spender und ehrenamtlichen Mitarbeiter, die unsere Arbeit im Norden Kameruns erst möglich machen!