Autor: Max Leßle

Hördiagnostik für Kinder und Säuglinge

Vor einer WocGFA-Logohe sind endlich, nach vielen Umwegen und langwierigen Verhandlungen mit den Zollbehörden die heißersehnten Hörtestgeräte eingetroffen. GFA-Bridges hat dafür ein Gerät für sogenannte otoakustische Emissionen im Wert von über 4000 Euro gespendet. Die Firma Auritec aus Hamburg hat die passende Apparatur, ebenfalls im Wert von über 4000 Euro zur Bestimmung der Belüftung des Mittelohres gespendet.

DAuritecamit beginnt jetzt die Phase der Schulung und Planung. Seit gestern wird Herr Daniel Yatot, der HNO-Pfleger des Krankenhauses, im Einsatz und Gebrauch dieser Geräte ausgebildet. Die ersten Untersuchungen an Kindern und Erwachsenen wurden schon durchgeführt und die Ergebnisse übertreffen alle Erwartungen. Die Screeninggeräte sind einfach zu bedienen und sehr robust. Parallel dazu findet durch Dr. Lessle eine Schulung der Krankenschwestern auf der pädiatrischen Station und im Vorsorge-Zentrum statt, um diese für die Problematik der Hörstörungen bei Kindern zu sensibilisieren.

Die Diagnostik von kindlichen Hörstörungen stellt dabei nur den ersten Schritt eines langfristig angelegten Plans zur Behandlung hörgeschädigter Kinder dar. In Zentralafrika sind Krankheiten wie Malaria und Hirnhautentzündung noch immer außerordentlich häufig. Praktisch alle Kinder erkranken mehrfach an der gefährlichen Malaria tropica, und trotz Impfkampagnen und Aufklärung ist auch die Meningitis weit verbreitet. Beide Erkrankungen gehen neben vielen anderen Problemen auch oft mit Schädigungen des Hörsystems einher. Da die Bevölkerung nur wenig auf dieses Problem sensibilisiert ist, bleiben diese Hörstörungen manchmal jahrelang unentdeckt. Erst wenn die mangelnde Sprachfähigkeit des Kindes bemerkt wird, wird man eines Problems gewahr, das dann aber immer noch nicht zwangsläufig mit einer Hörstörung in Verbindung gebracht wird. Bis dann endlich die richtige Diagnose gestellt wird, vergeht viel wertvolle Zeit.

Hier möchten wir nun mit unserem Projekt ansetzen. Zu Anfang gilt es, diese hörgeschädigten Kinder zu finden, um sie dann den entsprechenden Hilfsmaßnahmen zuführen zu können. Dank der großzügigen Spenden von GFA-Bridges und Auritec ist können wir jetzt mit dem ersten Schritt beginnen.

Besuch in Rey Bouba

Das Dorf Rey Bouba liegt in der Region Nord in Kamerun, zwischen den beiden großen Nationalparks Benue und Bouba-Ndjida. Es ist der Hauptort des gleichnamigen Lamidats (Sultanats) welches in der vorkolonialen Zeit das größte und mächtigste Lamidat in Kamerun war. Der Herrschaftsbereich des Lamiodos erstreckte sich zu dieser Zeit über die heutige Provinz Nord nach Westen bis Nigeria und nach Osten weit in den Tschad hinein, ein Gebiet, dessen Fläche etwa der Größe Belgiens entspricht! Noch heute ist der Lamido von Rey Bouba eine wichtige Person im politischen Leben Kameruns, der jetzige Lamido* ist z.B. Vizepräsident des Parlamentes in Yaounde. Die Strukturen im Lamidat, weit abseits der Hauptstrasse nach Norden, sind noch sehr traditionell und von strengen Regeln und Hierarchien geprägt. Deshalb gilt es bei jeder geplanten Aktivität in dieser Region, immer zuerst das Einverständnis des Lamidos einzuholen.
Unser Plan ist es, im Ort Rey Bouba durch mehrmals jährlich durchgeführte Besuche eine HNO-Versorgung anzubieten, um den Patienten den weiten Weg nach Ngaoundere (mindestens 10 Stunden mit dem Bus) zu ersparen und damit auch die arme Bevölkerung in dieser Region zu erreichen.

Der Premierminister, Max Kessle und der Sekretär des Premierministers (v.l.)

Der Premierminister, Max Kessle und
der Sekretär des Premierministers (v.l.)

Am 6. Febraur diesen Jahres machten wir uns also auf den Weg, um dem Lamido, resp. seinem Premierminister, den Antrittsbesuch abzustatten. Der Kontakt wurde uns von Phil Nelson vermittelt. Phil ist ein ehemaliger Missionar, der einen Großteil seines Leben in Kamerun verbracht hat und neben Englisch und Französisch auch Fulfulde um Mbaya spricht. Heute leitet er ein Jagdcamp in der Nähe von Rey Bouba in dem er uns auch großzügig Unterkunft bereit stellte. Am Samstag trafen wir wie verabredet den Premier-minister, der unseren Plänen sehr zugeneigt ist und uns anschließend durch das Dorf führte um die Entwicklungsprojekte vorzuführen, die in der letzten Zeit in Betrieb genommen wurden. Dazu gehören eine Radiostation, eine Anlage für Fischzucht mit angegliedertem Obstgarten sowie eine Hühnerzucht. Wir hatten ebenso Gelegenheit, Kontakt zum kleinen spanischen Missionshospital herzustellen, mit dem wir im April zum ersten Mal die HNO-Campagne für zwei Tage durchführen werden.

SchlangeAnschließend konnten wir uns noch bei Phil über ein Programm zur Bekämpfung der Wilderei in den Nationalparks informieren und besuchten ein kleines privates Projekt vor Ort, mit dem die in der Region durch Wilderei praktisch ausgetrottete Python- Schlange wieder gezüchtet und dann ausgewildert wird. Am Sonntag ging es dann nach einem ereignisreichen Wochenende wieder zurück nach Ngaoundere.

 

Zum Abschluss des Jahres!

Die letzte Woche vor Weihnachten geht zu Ende, und damit stellen wir auch unsere operative Tätigkeit im Hôpital Protestant Ngaoundéré ein… für dieses Jahr!

KerzeIm nächsten Jahr geht es im Januar in den neuen OP- Räume weiter. Bevor die Statistik abgeschlossen ist, ein kleiner, vorläufiger Rückblick auf das vergangene Jahr:
Obwohl die Abteilung sich noch im Aufbau befand, haben wir 212 Operationen durchgeführt, von kleinen Eingriffen bis großen Tumor- Operationen. In der Ambulanz haben wir etwa 1500 Patienten gesehen, über 300 Hörtests und ebenso viele Ultraschall- Untersuchungen durchgeführt. Die Entwicklung der letzten Monate zeigte eine deutliche Zunahme der Patientenzahlen. Das alles ist möglich, weil wir aus Deutschland so großzügig unterstützt werden. Deswegen möchten wir zum Ende des Jahres noch einmal allen Danken, die unsere Arbeit mit Geld- und Sachspenden oder durch ihr persönliches Engagement unterstützt haben:

  • Lions Club Ahrensburg für eine großzügige Geldspende
  • GFAConsulting Group GmbH für die Unterstützung mit einem Gerät zur Messung der Otoakustischen Emissionen bei Kindern
  • pro interplast Seligenstadt für die Übernahme unserer Reisekosten
  • Praxisklinik am Rothenbaum,Dr. med. Christine Hübner für einen Patientenmonitor und medizinisches Verbrauchsmaterial
  • HNO- Praxis am Hanseviertel, Drs Kovacevic
    für medizinisches Verbrauchsmaterial, Rat und konstruktive Begelitung unseres Projektes
  • Carlson Medical GmbH, Herr Pettersen für chirurgische Instrumente
  • Medical Trade Center Hamburg, Herr. Mhamdi Mohamed, für Mobiliar für unsere Consultation
  • HNO- Praxis Hamburg- Bramfeld für medizinisches Verbrauchsmaterial
  • W. Heumann Institut für künstliche Augen oHG, Herr Christoph Weidner, für einen ganzen Satz Augenprothesen
  • Krankenhaus Buchholz, Abteilung HNO- Heilkunde; Medizintechnik für chirurgische Instrumente und Medizinische Geräte
  • Und natürlich Herrn Ralf Powierski, der mit viel Einsatz und Geduld diese Website für uns gestaltet und pflegt… Tausend Dank, lieber Ralle!!!

Allen unseren Freunden und Unterstützern wünschen wir ein
frohes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr 2015!