Autor: Max Leßle

Besuch in Rey Bouba

Das Dorf Rey Bouba liegt in der Region Nord in Kamerun, zwischen den beiden großen Nationalparks Benue und Bouba-Ndjida. Es ist der Hauptort des gleichnamigen Lamidats (Sultanats) welches in der vorkolonialen Zeit das größte und mächtigste Lamidat in Kamerun war. Der Herrschaftsbereich des Lamiodos erstreckte sich zu dieser Zeit über die heutige Provinz Nord nach Westen bis Nigeria und nach Osten weit in den Tschad hinein, ein Gebiet, dessen Fläche etwa der Größe Belgiens entspricht! Noch heute ist der Lamido von Rey Bouba eine wichtige Person im politischen Leben Kameruns, der jetzige Lamido* ist z.B. Vizepräsident des Parlamentes in Yaounde. Die Strukturen im Lamidat, weit abseits der Hauptstrasse nach Norden, sind noch sehr traditionell und von strengen Regeln und Hierarchien geprägt. Deshalb gilt es bei jeder geplanten Aktivität in dieser Region, immer zuerst das Einverständnis des Lamidos einzuholen.
Unser Plan ist es, im Ort Rey Bouba durch mehrmals jährlich durchgeführte Besuche eine HNO-Versorgung anzubieten, um den Patienten den weiten Weg nach Ngaoundere (mindestens 10 Stunden mit dem Bus) zu ersparen und damit auch die arme Bevölkerung in dieser Region zu erreichen.

Der Premierminister, Max Kessle und der Sekretär des Premierministers (v.l.)

Der Premierminister, Max Kessle und
der Sekretär des Premierministers (v.l.)

Am 6. Febraur diesen Jahres machten wir uns also auf den Weg, um dem Lamido, resp. seinem Premierminister, den Antrittsbesuch abzustatten. Der Kontakt wurde uns von Phil Nelson vermittelt. Phil ist ein ehemaliger Missionar, der einen Großteil seines Leben in Kamerun verbracht hat und neben Englisch und Französisch auch Fulfulde um Mbaya spricht. Heute leitet er ein Jagdcamp in der Nähe von Rey Bouba in dem er uns auch großzügig Unterkunft bereit stellte. Am Samstag trafen wir wie verabredet den Premier-minister, der unseren Plänen sehr zugeneigt ist und uns anschließend durch das Dorf führte um die Entwicklungsprojekte vorzuführen, die in der letzten Zeit in Betrieb genommen wurden. Dazu gehören eine Radiostation, eine Anlage für Fischzucht mit angegliedertem Obstgarten sowie eine Hühnerzucht. Wir hatten ebenso Gelegenheit, Kontakt zum kleinen spanischen Missionshospital herzustellen, mit dem wir im April zum ersten Mal die HNO-Campagne für zwei Tage durchführen werden.

SchlangeAnschließend konnten wir uns noch bei Phil über ein Programm zur Bekämpfung der Wilderei in den Nationalparks informieren und besuchten ein kleines privates Projekt vor Ort, mit dem die in der Region durch Wilderei praktisch ausgetrottete Python- Schlange wieder gezüchtet und dann ausgewildert wird. Am Sonntag ging es dann nach einem ereignisreichen Wochenende wieder zurück nach Ngaoundere.

 

Zum Abschluss des Jahres!

Die letzte Woche vor Weihnachten geht zu Ende, und damit stellen wir auch unsere operative Tätigkeit im Hôpital Protestant Ngaoundéré ein… für dieses Jahr!

KerzeIm nächsten Jahr geht es im Januar in den neuen OP- Räume weiter. Bevor die Statistik abgeschlossen ist, ein kleiner, vorläufiger Rückblick auf das vergangene Jahr:
Obwohl die Abteilung sich noch im Aufbau befand, haben wir 212 Operationen durchgeführt, von kleinen Eingriffen bis großen Tumor- Operationen. In der Ambulanz haben wir etwa 1500 Patienten gesehen, über 300 Hörtests und ebenso viele Ultraschall- Untersuchungen durchgeführt. Die Entwicklung der letzten Monate zeigte eine deutliche Zunahme der Patientenzahlen. Das alles ist möglich, weil wir aus Deutschland so großzügig unterstützt werden. Deswegen möchten wir zum Ende des Jahres noch einmal allen Danken, die unsere Arbeit mit Geld- und Sachspenden oder durch ihr persönliches Engagement unterstützt haben:

  • Lions Club Ahrensburg für eine großzügige Geldspende
  • GFAConsulting Group GmbH für die Unterstützung mit einem Gerät zur Messung der Otoakustischen Emissionen bei Kindern
  • pro interplast Seligenstadt für die Übernahme unserer Reisekosten
  • Praxisklinik am Rothenbaum,Dr. med. Christine Hübner für einen Patientenmonitor und medizinisches Verbrauchsmaterial
  • HNO- Praxis am Hanseviertel, Drs Kovacevic
    für medizinisches Verbrauchsmaterial, Rat und konstruktive Begelitung unseres Projektes
  • Carlson Medical GmbH, Herr Pettersen für chirurgische Instrumente
  • Medical Trade Center Hamburg, Herr. Mhamdi Mohamed, für Mobiliar für unsere Consultation
  • HNO- Praxis Hamburg- Bramfeld für medizinisches Verbrauchsmaterial
  • W. Heumann Institut für künstliche Augen oHG, Herr Christoph Weidner, für einen ganzen Satz Augenprothesen
  • Krankenhaus Buchholz, Abteilung HNO- Heilkunde; Medizintechnik für chirurgische Instrumente und Medizinische Geräte
  • Und natürlich Herrn Ralf Powierski, der mit viel Einsatz und Geduld diese Website für uns gestaltet und pflegt… Tausend Dank, lieber Ralle!!!

Allen unseren Freunden und Unterstützern wünschen wir ein
frohes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr 2015!

Neubau des OP-Traktes im Hôpital Protestant Ngaoundéré

Neubau-des-OP-TraktesUnterstützt durch großzügige Spenden hat sich das HPN Mitte des Jahres daran gemacht, den lange fälligen Neubau des Operationstraktes in Angriff zu nehmen. Ein amerikanischer Architekt hat hierzu Pläne entworfen, die es durch den Einsatz moderner und ausschließlich lokal hergestellter Baumittel ermöglichen, ein Funktionsgebäude zu errichten, dass den westlichen Standards an Hygiene und Arbeitssicherheit genügen wird. Es werden drei neue OP- Säle entstehen, zusätzlich ein Saal für septische Eingriffe und ein Saal ausschließlich für endoskopische Verfahren. Für alle Säle ist eine Versorgung mit Druckluft und Sauerstoff über Wandanschlüsse vorgesehen, ein echtes Novum im Norden Kameruns! Damit wird die HNO endlich einen eigenen OP- Saal erhalten, was für uns eine erhebliche Vereinfachung bedeutet und sicherlich auch die die Lebensdauer unserer empfindlichen Instrumente wie des OP- Mikroskops verbessern wird. Dieses hat nämlich im letzten Jahr durch den ständigen Transport von einem Saal in den anderen erheblich gelitten und muss bald ersetzt werden. Zur Zeit wird auf der Baustelle der Innenausbau durchgeführt, und Mitte Dezember werden der neue und der alte OP- Trakt miteinander verbunden. In der Folge wird auch der Bereich der Sterilisation im Untergeschoss ausgebaut werden… bis jetzt wohnen dort nur einige verirrte Ziegen.

Ziegen

Für uns bedeutet dieser Umbau dann eine erheblich Einschränkung unserer Tätigkeit: für etwa einen Monat steht dann im gesamten Hospital nur noch der OP- Saal der Gynäkologie und Geburtshilfe für Notfall- Eingriffe zur Verfügung. Ein guter Zeitpunkt für uns, den ersehnten Weihnachtsurlaub anzutreten. Ab Ende Januar 2015 können wir dann in neuen Räumen wieder unser OP- Programm aufnehmen… die Warteliste ist schon lang!